Eine Rundfahrt mit dem Truckcamper durch Alaska ist ein Abenteuer. Vor allem, wenn das eigene Bett auf Rädern in der Nebensaison oftmals das einzige Fahrzeug auf einem Campingplatz ist. Warum sich Alaska als Reiseziel auch in den sogenannten shoulder seasons, also abseits der klassischen Reisesaison, anbietet, haben wir in unserem Beitrag über unseren Alaska Roadtrip abseits der Massen beschrieben. Wieso es sich lohnt, insbesondere mit dem Truckcamper durch Alaska zu reisen, verraten wir Euch hier.

„Unser“ Truckcamper von GoNorth im Wrangell-St. Elias National Park.

Der Ford Super Duty

Aber zunächst zum Fahrzeug selbst. Wir sind noch nie ein größeres Auto als einen VW-Bus gefahren und hatten anfangs ziemlichen Respekt vor der Größe des Truckcampers. Gemietet haben wir unsere „Fresia“ bei GoNorth. Zur Einwegmiete haben wir einen Ford Super Duty F-350 von Fairbanks nach Anchorage gebracht. Aufgeladen war eine nicht ganz neue, aber bequeme Kabine von Adventurer. Diese bietet eine vollwertige Küche mit Herd und Backofen, eine kleine Nasszelle mit Dusche, ein Doppelbett über dem Fahrerhaus und eine kleine Sitzecke, die sich in einen weiteren Schlafplätze verwandeln lässt. Sobald es kälter wird, braucht Ihr nachts die Heizung. Dafür ist es wichtig, immer eine möglichst volle Batterie und genügend Gas zu haben. Keiner der Campgrounds in den Nationalparks bietet nämlich Strom- oder Wasseranschlüsse. Die Frisch- und Grau-Wassertanks haben uns für jeweils eine knappe Woche gereicht, wobei wir nicht täglich geduscht haben.

Im gemütlichen Bett des Truckcampers haben wir geschlafen wie in einem Hotel.

Gepäck verstaut, Vorräte besorgt – unsere Reise mit dem Truckcamper durch Alaska konnte beginnen!

Der Truckcamper ist bereit für die Reise.

Das Goldene Herz Alaskas

Fairbanks ist das goldene Herz Alaskas und eine der Nordlicht-Hauptstädte der Welt. Zwar konnten wir die Aurea Borealis dort im September nicht bewundern, dafür aber die goldgelb leuchtenden Birkenwälder rund um Fairbanks. Sehenswert ist das Museum of the North mit seiner Ausstellung über die Kulturen der First Alaskans und die Tierwelt der arktischen Region. Als letzte große Stadt im Norden dient Fairbanks auch als Stopp zum Auffüllen der Vorräte. Vom Walmart Supercenter bis zur heimeligen Barnes & Noble Booksellers Filiale findet Ihr alles Nötige.

Das Museum of the North kommt als modernes Gebäude daher.

Gates of the Arctic

Wie es der Name des Nationalparks nördlich von Fairbanks schon sagt, beginnt dort die Arktische Region. Wir haben uns auf unserem Roadtrip nur ein Stück nach Norden gewagt und sind nicht den berühmten Dalton Highway gefahren. Diese 666 Kilometer lange Schotterpiste führt bis nach Deadhorse an der Prudhoe Bay im arktischen Meer. Stattdessen haben wir am malerischen Olnes Pond Campground unsere ersten Campernächte überhaupt verbracht. Begrüßt wurden wir von einem Regenbogen über dem See. Etwas arktische Brise wird allerdings in den Septembernächten durchaus spürbar. Die Temperaturen haben im Verlauf der Reise mehrfach den Gefrierpunkt erreicht, was dank der integrierten Heizung im Camper kein Problem war.

Der Olnes Pond begrüßte uns mit einem Regenbogen.

Passend zur Arktis findet Ihr nahe Fairbanks einen besonderen Ort: North Pole, Alaska. Die inoffizielle Heimatstadt des Weihnachtsmannes lädt ganzjährig zum Christmas shopping ein. Neben Fotomotiven mit Santa Claus finden die Besucher:innen Regale voll Weihnachtsdekoration.

Abstecher zu den Chena Hot Springs

In Richtung Norden gelegen und nur eine zweistündige Autofahrt entfernt, liegt der Ort Chena. Der ist für seine heißen Quellen vulkanischen Ursprungs bekannt, die im Chena Hot Springs Resort zum Baden einladen. Wir haben den Abstecher damals noch vor der Anmietung des Truckcampers gemacht, auf dem Campingplatz des Resorts lässt sich aber auch der Wagen abstellen. Der Besuch der heißen Quellen, im denen bis in die Nacht gebadet werden kann, ist in jedem Fall sehr empfehlenswert. Von Chena aus starten im September auch schon nächtliche Touren zu den Nordlichtern. Dazu fahren Supertrucks weiter nach Norden in die abgelegene Wildnis, um das Naturschauspiel bei absoluter Dunkelheit zu erleben. Diese Buchung haben wir uns gespart, weil wir dachten, die Nordlicher vielleicht auf natürlichem Wege zu sehen, wenn wir mit dem Truckcamper durch Alaska fuhren. Aber Fehlanzeige. Allerdings auch bei den Leuten, die die Touren gebucht hatten.

Herbstliche Farben am Chena Hot Springs Resort.

Der größte Nationalpark Amerikas

Der Wrangell-St. Elias Nationalpark im Westen Alaskas ist der größte Nationalpark Amerikas. Von Fairbanks aus gibt es zwei Möglichkeiten, die wenigen Straßen, die in die Wildnis des Parks führen, zu erreichen. Entweder direkt nach Süden über Delta Juction und Paxson oder nach Osten bis nach Tok, die kleine Siedlung nahe der Grenze zu Kanada. In Tok gibt es zumindest einen Supermarkt (Three Bears Alaska) und eine der wenigen Tankstellen. Übernachtet haben wir am idyllischen Halfmoon Lake.

In den Wrangell-St. Elias Nationalpark führen wiederum nur zwei Straßen. Die Nabesna Road im nördlichen Teil, der weniger besucht ist. Und die McCarthy Road im Süden, die zu den alten Kupferminen in Kennecot führt.

Atemberaubende Ausblicke auf die Gebirgszüge entlang der Nabesna Road.

Gefangen in der Stille der Natur

Wer sich kurz vor Ende der Saison für die Fahrt auf der Nabesna Road entscheidet, ist vermutlich alleine unterwegs. Während der gesamten Fahrt und Nacht im Park haben wir nur zwei weitere Fahrzeuge getroffen. Dieser Ort ist wirklich abgelegen. Wichtige Infos zu den Wanderwegen und zur Kondition der Straße erhaltet Ihr an der Ranger Station am Beginn der Schotterstraße. Das Tal der Nabesna Road bietet spektakuläre Ausblicke auf das Gebirge. Einziger Nachteil der shoulder season ist, dass die Visitor Center des Nationalparks schon geschlossen haben können. Informiert Euch daher immer kurz vor der Reise und auch währenddessen auf den Seiten des National Park Service. Der NPS hat inzwischen auch eine gute App herausgebracht, die auch offline funktioniert. Informationen zu Parks können im Vorfeld einer Reise heruntergeladen werden.

Blick auf das Wrangell-Gebirgsmassiv.

Abstecher an den Prince William Sound

Insbesondere in den Sommermonaten lohnt sich vom Wrangell-St. Elias Nationalpark aus ein Abstecher nach Valdez. Die kleine Hafenstadt liegt malerisch am Ende des Fjords und ist Ausgangspunkt vieler Bootstouren in den Prince William Sound. Auch Kajaks stehen dort zur Miete. Auf unserer Reise war uns allerdings ein Abstecher zu weit, da wir einen Tag länger im Nationalpark verbracht hatten als geplant.

Der Blick von der Matanuska Glacier State Recreation Site.

Über die Gletscherstraße nach Palmer

Eine der aus unserer Sicht schönsten Routen Südalaskas ist die über Glacier View. Wie der Name verrät, bietet sich dort ein atemberaubender Blick auf den Matanuska-Gletscher aus nächster Nähe. Aber die ganze, mehrstündige Fahrt von Glennallen nach Palmer ist szenisch. Übernachtet haben wir spontan auf der Matanuska Glacier State Recreation Site – dem einzigen Campground, auf dem wir noch ankommen konnten. Denn dort haben wir tatsächlich den letzten freien Platz ergattern können. Damit haben wir nicht gerechnet, als wir in der Nebensaison mit dem Truckcamper durch Alaska gefahren sind. Wer also plant, zur Hauptsaison zu kommen, muss Plätze reservieren oder sehr zeitig anreisen (First-come, first-serve).

Der spektakuläre Blick von Glacier View.

Nach einem gemütlichen Abend am Lagerfeuer morgens zum Anblick der Gletscherzunge aufzuwachen, war eine der schönsten Erfahrungen der Reise. Palmer wirkt dagegen dann sehr kontrastreich. Doch Palmer ist ein schönes Städtchen. Neben einigen Cafés und Geschäften hat uns vor allem der Park am Visitor Information Center gut gefallen, in dem zahlreiche Blumen blühten. Palmer im Matanuska Valley ist nämlich bekannt für den erfolgreichen Anbau von Blumen und Gemüse. Mit die größten Feldfrüchte der Vereinigten Staaten stammen dorther – zum Beispiel ein 2.000 Pfund schwerer Kürbis. Es gibt eine Statue der Mat-su Guants. Neben der Tatsache, dass jemand eine Büste von Gemüse aufstellt, war für uns vor allem verwunderlich, wie die Früchte in der Kälte und Dunkelheit Alaskas so groß werden. Die Antwort lautet: Die Sommer sind zwar kurz, aber intensiv. Die Sonne scheint in den Sommermonaten bis zu 20 Stunden am Tag. Darum wächst das Gemüse sehr schnell und nimmt enorme Ausmaße an.

Grüße aus Palmer, Alaska.

Moschusochsen

Palmer hat aber noch eine weitere Attraktion zu bieten. Die Muskox Farm, die Heimat für einige der seltenen Moschusochsen ist. Die Tiere wurden im 19. und 20. Jahrhundert in Nordamerika vollständig ausgerottet und wurden in den letzten Jahrzehnten wieder etabliert, ausgehend von einer Herde aus Grönland. Dort hatten die Tiere den menschlichen Einfluss überlebt. Muskoxe sind Tiere, die mit dem kleinsten Einsatz die größte Wirkung erzielen. Futter finden sie in ihrem direkten Umfeld, denn unnötige Wege werden vermieden. Die Gruppe bleibt zusammen und kann sich in der Wildnis sogar gegen Wölfe verteidigen. Dabei werden die Jungtiere besonders geschützt.

Zwei wollige Moschusochsen auf der Musk Ox Farm in Palmer, Alaska.

Eine Führung auf der Muskox-Farm empfehlen wir, denn diese Tiere sind völlig anders als alle Paarhufer, die wir bisher kannten. Und keine Sorge: Die Farm nutzt die verlorene Wolle der Moschusochsen für die Produktion von Webwaren und verdient sonst Geld mit Führungen.

Die 27 Gletscher und der Prince William Sound

Von Palmer aus führt die Route nach Whittier, einer kleinen Siedlung am Meer, die nur über einen Tunnel zu erreichen ist. Auf dem Weg lohnt der Besuch des Alaska Wildlife Conservation Centers. Dort findet Ihr alle großen Tierarten Alaskas, falls Ihr auf der bisherigen Reise keine Elche, Wölfe oder Bären gesehen habt. Das Animal Sanctuary ist weitläufig und wurde 2022 teilweise renoviert, um den verletzten oder verwaisten Tieren ein besseres Zuhause zu bieten.

Zwei Elche im Alaska Wildlife Conservation Center.

In Whittier lohnt im regnerischen Herbst eigentlich nur eine Attraktion: eine Bootstour durch die Fjorde des Prince William Sound. Wir haben, als wir mit dem Truckcamper durch Alaska reisten, neben den Gletschern auch unzählige Stellersche Seelöwen, Seehunde, Seeotter und Seeadler gesehen. Die Tour wird immer von einem fachkundigen Ranger oder einer Rangerin begleitet – denkt also an Euren Nationalpark-Stempelpass.

Der Harvard Glacier, dem man im Rahmen der 27 Glacier Boat Tour im Prince William Sound ziemlich nah kommt.

Die Heimat der Robben

Auf der Kenai-Halbinsel geht es dann weiter nach Seward, in die Stadt am südlichen Ende der Halbinsel. Ein malerischer Campground direkt am Ufer des Meeres bietet sich für die Nacht mit dem Camper an – dank Stromversorgung auf jeden Fall auch warm in kalten Septembernächten (wir sprechen aus Erfahrung). Highlight des Städtchens, in dem es auch einige kleine Geschäfte zum Bummeln gibt, ist allerdings das Alaska Sealife Center. Im ASLC findet Ihr nämlich neben spannenden Ausstellungen zu Meereslebewesen auch Becken mit Eisrobben und Stellerschen Seelöwen. Nur durch eine Glasscheibe von den neugierigen Ringelrobben oder dem anmutend schön schwimmenden riesigen Seelöwen zu stehen, ist wirklich eindrucksvoll. Kein Wunder, dass die nordischen Völker mit ihren Selkie-Sagen eine enge Verbindung zwischen Robben und Menschen gedichtet haben. Die Momente mit den Tieren sind magisch und für uns eins der ganz großen Highlights der Riese.

Der Steller Sea Lion Pilot schwimmt im Alaska Sealife Center in Seward.

Das Meer an der Seite

In Seward hat für uns die Alaska-Rundreise ihren letzten Stopp gefunden. Zurück ging es dann nur noch nach Anchorage. Um den Hotelpreisen in amerikanischen Städten zu entgehen, bietet sich dann der schön gelegene Campingplatz am Bird Creek an, wenn Ihr mit dem Truckcamper durch Alaska fahrt – oder auch mit Auto und Zelt, Wohnmobil oder Wohnwagen.

Die Route zurück in die Großstadt läuft immer entlang des Meeres und bietet dauerhaft grandiose Ausblicke auf die Berge der Alaska Range. Wir hatten das Glück, an einem der Steilhänge direkt am Highway eine Gruppe kletternder Bergziegen mit Jungen zu erspähen. Auf dem Weg in die Stadt solltet Ihr dann noch am Potter Marsh Wildlife Viewing Boardwalk halten. Auf dem kurzen Wanderweg über Holzplanken lassen sich viele Tiere beobachten. Wir haben beispielsweise einen Weißkopfseeadler (bald eagel) aus nächster Nähe beobachtet. Dort sind aber auch häufig Elche zu sehen.

Bei gutem Wetter noch spektakulärer: der Seward Waterfront Campground.

Die Stille im Gepäck

Während wir im Snow City Café bei einem letzten Kaffee an einem sonnenbeschienenen Fenster sitzen, lassen wir die Reise Revue passieren. Der Flug geht erst am späten Abend und lässt uns ein paar letzte Stunden in Anchorage, der Stadt, die eigentlich nicht besonders ist. Genau wie Alaska irgendwie, denn es gibt kaum Superlative, die einem prägnant in Erinnerung kommen. Im Yosemite Nationalpark haben wir Bären direkt an unserem Zelt gesehen, in Alaska, wo es viel mehr davon gibt, keinen einzigen erspäht. Und dennoch breitet sich ein intensives Gefühl der Sehnsucht in uns aus und es wird noch einige Wochen und Monate anhalten, als wir wieder daheim sind.

Auch wenn wir manchmal ein zweites Paar Socken gebraucht haben: Alaska hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Was von der Last Frontier bleibt, ist die Sehnsucht nach der Ferne, der Wildnis und Weite, die sonst fast überall auf der Erde verloren gegangen ist. Vielleicht ist es ein menschliches Bedürfnis, sich ab und zu in ebenjene zu begeben, abgekoppelt vom Alltag und irgendwie hilflos. In der atemberaubenden Landschaft haben wir uns wirklich klein gefühlt. Und auch, wenn es nicht die eine einprägsame Felsformation war, die uns beeindruckt hat, war es das ganze Land. Noch nie hat uns eine Reise so sehr berührt wie die mit dem Truckcamper durch Alaska.

Unser Trip mit dem Truckcamper durch Alaska auf der Karte:

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