Das magische Lichterspektakel am Nachthimmel hat Menschen seit jeher fasziniert. Auch uns hat die Aurora borealis vom ersten Anblick an in ihren Bann gezogen. Und auch wenn es heißt, dass sie mit der Zeit weniger spannend werden – uns hat das Schauspiel der Nordlichter bisher jedes Mal den Atem geraubt. Wir geben Euch in diesem Text einige Tipps, wie Ihr Nordlichter sehen und fotografieren könnt.

Wir haben die Polarlichter bisher einmal in Washington State (USA) und unzählige Male in Island gesehen. Für unsere Roadtrips im September und Januar findet Ihr separate Artikel auf honeystars.de.

Das Einmaleins der Polarlichter

Die korrekte wissenschaftliche Bezeichnung des Polarlichts lautet Aurora borealis für die Nordlichter und Aurora australis für die Südlichter, die nur auf der Südhalbkugel zu beobachten sind. Sie entstehen dadurch, dass energiegeladene Teilchen, das Plasma des Sonnenwindes, mit dem Magnetfeld der Erde reagieren und leuchten. Als sogenannter Elektrometeor stimulieren sie Sauerstoff- und Stickstoffatome der Erdatmosphäre. Die Leuchterscheinung tritt in den Breitengrade um die Magnetpole im Norden und Süden der Erde auf. Damit ist sie hauptsächlich in Alaska, Kanada, Island sowie im Norden Norwegens, Schwedens und Finnlands zu sehen. Polarlichter können übrigens auch auf anderen Planeten unseres Sonnensystems entstehen. Voraussetzung sind nur ein eigenes Magnetfeld und eine Atmosphäre.

Die sichtbaren Farben der Polarlichter werden durch das Nachleuchten der Sauerstoff- und Stickstoffatome erzeugt. Rot steht dabei immer über grün (beides Sauerstoff) und selten sind blaue Lichter zu sehen (Stickstoff). Auroras treten in vier unterschiedlichen Formen auf, darunter Corona, Vorhänge, ruhige Bögen und Bänder.

Nordlichter sehen in Island
Polarlichter ziehen sich oft in langen Bändern über den Himmel.

Klarer Nachthimmel

Ganz grundsätzlich gilt: Nordlichter sind am Nachthimmel zu sehen. Tagsüber ist das Licht der Sonne viel zu stark, um die feinen Teilchen sehen zu können. Deswegen könnt Ihr sie nur beobachten, wenn auch Sterne zu sehen sind. Und das geht bekanntlich nur dann, wenn keine Wolken die Sicht auf den Nachthimmel verdecken. Zu sehen sind sie auf der Nordhalbkugel grob gesagt zwischen September und April mit den besten Chancen im Januar und Februar. Denn obwohl sie auch im Sommer auftreten, wird der Himmel aufgrund der Mitternachtssonne selten dunkel genug, um sie zu erkennen.

Wer Nordlichter als Ziel seiner Reise begreift, muss also schon bei der Planung die besten Monate abpassen. Doch das ist nicht genug: Neben der Sonne kann auch der Mond einen negativen Einfluss auf das Erlebnis haben. Wer beim Buchen der Reise den Mondkalender berücksichtigt und während des Neumonds auf die Jagd geht, der hat schon einmal eine Sorge weniger.

Zeit und Ort

Neben der natürlichen kommen noch künstliche Lichtquellen dazu, welche die Nordlicht-Jagd erschweren: Städte, Gewächshäuser und hell beleuchtete Hütten sind absolute No gos, wenn es darum geht, Nordlichter zu sehen und zu fotografieren. Am besten geeignet ist die einsame Hütte auf dem Land, wo Ihr im Zweifel auch im Warmen warten könnt.

Je nach Intensität der Sonnenaktivität sind die Polarlichter gut oder schlecht zu erkennen. Bei klarer Sicht erscheinen sie dann manchmal nur blass am nördlichen Himmelszelt. Genauso haben wir aber einen magnetosphärischen Teilstrom auch schon leuchtend durch eine dichte Wolkendecke hindurch beobachten können. Am größten sind die Chancen, Nordlichter zu sehen, bei einem freien Blick gen Norden. Das Schauspiel kann sich aber je nach Intensität auch weit nach Osten und Westen ausdehnen.

Unterstützung per App

Zahlreiche Apps helfen Euch dabei, die Aktivität der Sonne zu verfolgen. Oft sind die Prognosen dabei relativ genau und insbesondere die Live-Mitteilungen eine wertvolle Unterstützung bei der Jagd auf die Lichter. Wir werden für diese Empfehlung nicht bezahlt und wollen Euch unseren authentischen Eindruck nach mehreren Jahren Nordlicht-Beobachtung mitgeben: Die aus unserer Sicht beste App ist hello Aurora. Die kostenlose Version hat alle wichtigen Funktionen und den großen Vorteil, dass viele Menschen sie aktiv benutzen. Insbesondere in Island und Skandinavien werden im Winter täglich Meldungen geteilt. Aktiviert Ihr die Ortungsdienste, werden Euch auch Meldungen im Umkreis angezeigt.

Magentafarbene und grüne Aurora borealis in Island sehen
Das Lichterschauspiel ordnet sich immer so, dass die grünen Farbbereiche unter den roten liegen.

Nordlichter fotografieren

Ihr wollt das unglaubliche Naturschauspiel nicht nur staunend genießen, sondern auch fotografisch festhalten? Auch wenn wir Euch grundsätzlich empfehlen, auch mal ganz in Ruhe einfach nur nach oben zu schauen und dem Tanz der Lichter am Himmel zuzusehen, können wir den Wunsch verstehen. Und es ist erstaunlich einfach, eindrucksvolle Fotos von Nordlichtern zu machen. Das geht auch ganz ohne Profi-Equipment, denn in den letzten Jahren haben sich die Kameras guter Smartphones extrem weiterentwickelt. Alle Bilder, die Ihr hier seht, sind mit einem iPhone oder iPhone Pro aufgenommen und völlig ausreichend für die Verwendung im Internet und auf Social Media. Auch mit unserer Olympus Profi-Systemkamera haben wir atemberaubende Bilder gemacht – dann allerdings nur bei starken Nordlichtern. Das Handy erfasst selbst schwache Stürme und hilft Euch überdies bei der Ortung des Phänomens, selbst bei bewölktem Himmel. Haltet dazu einfach die Kamera auf den Himmel und achtet auf grüne Verfärbungen. Ein Test-Foto kann ebenfalls helfen.

Nordlichter sehen mithilfe des Smartphones
Auch schwächere Lichter lassen sich fotografisch mit dem Handy gut festhalten.

Tipps: Stativ und Nachtmodus

Was Ihr aber in (fast) jedem Fall braucht, ist ein Stativ. Egal, ob große Kamera oder Smartphone, ein ruhiger Stand ist ein Muss. Dabei muss es kein teures und schweres Stativ sein, Hauptsache, es steht stabil. In Island solltet Ihr allerdings auch immer mit extrem starkem Wind rechnen. Selbst unser Profi-Stativ kam da manchmal an seine Grenzen. Abhilfe schafft notfalls das Auto selbst, legt das Gerät einfach auf die Tür im geöffneten Fenster in Windrichtung.

Stellt dann den Selbstauslöser ein (2 Sekunden reichen, alternativ mit Fernbedienung) und fotografiert im Manuell-Modus. Lichtstarke Objektive sind von Vorteil, eine Offenblende von f2,8 ist ideal. Um unnötiges Rauschen zu vermeiden, solltet Ihr das ISO maximal auf 1.600 stellen. Wenige Kameras schaffen auch noch mehr, bevor die Qualität leidet. Die Verschlusszeit sollte bei starken Nordlichtern 5 Sekunden nicht überschreiten. Bei Bänder-Auroras machen auch 10 oder mehr Sekunden Sinn, um die Bewegungen aufzuzeichnen. Achtet dann aber darauf, dass das Bild nicht überbelichtet wird. Am neueren iPhone hat sich der Nachtmodus (es genügen 3 Sekunden) als besonders nützlich erwiesen, um Nordlichter zu sehen und zu fotografieren. Aktiviert ihn und wählt die höchstmögliche Verschlusszeit.

Nordlichter sehen und fotografieren: Magentafarbene Corona in Island
Magentafarbene Corona im Januar.

Nordlichter filmen

Einen klassischen Film des Lichtspektakels könnt Ihr nicht so einfach anfertigen. Die Einstellmöglichkeiten der Videofunktion reichen in der Regel nicht aus, um die Nordlichter einzufangen. Dazu sind die Verschlusszeiten einer Live-Aufnahme einfach zu kurz. Nur extrem helle Lichter lassen sich so abfilmen, sie sehen aber auch nur dann gut aus, wenn das Spektakel schnell vonstatten geht.

Den Eindruck der Bewegung könnt Ihr deutlich besser mit einer Serienbild-Aufnahme erzielen. Dafür musst Ihr nur alle zehn bis 60 Sekunden ein Bild aufnehmen. Damit Ihr nicht ständig den Auslöser drücken müsst, gibt es für viele Kameras die Serienbilder-Funktion bzw. Fernauslöser oder Apps. Auf diese Weise könnt Ihr nicht nur die Nordlichter sehen und fotografieren, sondern den Eindruck des Licht- und Farbenspiels für Eure Lieben daheim mitnehmen.

Wir wünschen Euch viel Spaß auf der Nordlichter-Jagd!

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